Vorschau / Leseproben

Du möchtest vorab wissen, was im dritten Buch »Gandenthal« passiert? Dann lies hier weiter …

Leseprobe aus Gandenthal – Drittes Buch: „Am Stillen See“

Auf den ersten Blick war nichts Verdächtiges zu entdecken. Nur die Trommeln hallten zu ihr herüber. In einiger Entfernung, im goldenen Licht der tief stehenden Abendsonne, schimmerten die hügeligen Weinberge des Klosters Amelungsburg. Fein stäubender Nebel umhüllte die Landschaft wie ein Geflecht aus Millionen Spinnennestern. Silbrige Lichtfäden brachen sich schimmernd in den Ästen der endlos wirkenden Obstplantagen.

»Hältst du es für richtig, den Schutz des Waldes zu verlassen?«
Tivedar war neben sie getreten. Er sah Lilian mit ernster Miene an. Doch sie schien seine Bedenken zu überhören – sie wirkte hoch konzentriert.

»Louis und Paavo sind schon zu lange unterwegs«, stellte Lilian fest.
»Ja … ist eine Weile her, glaub ich. Ich bin ein wenig eingenickt.«
»Eingenickt? Tivedar, du hast fünf Stunden geschlafen. Es wird bald Abend. Sollten die beiden nicht längst zurück sein?«

Tivedar erschrak. Seine Gedanken spielten verrückt. Was für eine Nachlässigkeit! Er war müde – und das schon seit Tagen. Die Medizin, die Vitus ihnen mitgegeben hatte, war längst aufgebraucht. Obwohl die Prellungen abgeheilt waren, schmerzte seine Brust. Das Atmen fiel ihm schwer, Fieberschübe schüttelten ihn. Er war absolut nicht auf der Höhe. Eine eiserne Faust schien nach seinem Herzen zu greifen. Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Gegenüber Lilian ließ er sich nichts anmerken, doch innerlich wusste er, dass es schwer sein würde, ihr seinen Zustand zu verheimlichen.

»Es sind Trommeln in der Luft.«
»Trommeln?«
Er erschrak über seine eigene Stimme – sie klang, als käme sie von weit her.

Das Buch erscheint 2025/26.

Leseprobe aus Privatdetektiv Neville ...

Es war Sommer in der Stadt. Ich saß in meinem Sessel und blätterte den Wiener Stadtanzeiger durch. Das Fenster zum Hof stand offen. Gegenüber von der Dachterrasse vernahm man das Geräusch planschender Kinder in einem Gartenpool. Warme Luft hing in den Räumen. Ich nippte an meinen Cocktail und ließ den kühlen Saft genüsslich im Munde zergehen. Maussaft mit einem Schuss Katzenminze. Die Minze prickelte mild auf meiner Zunge. Lecker!

Das Buch erscheint 2025/26

Auszug aus dem Buch: Das Land meines Vaters (Arbeitstitel)

Leseprobe:
Prolog

Es war einmal an einem der vielen verregneten Herbsttage. Der stürmische Nordwestwind nahm stündlich zu, und der Himmel verfärbte sich tief dunkelgrau. Ich lauschte gern seinem Spiel im alten Gebälk unseres Hauses. Ungebändigt jagte er durch die hohen Baumkronen der umliegenden Wälder. Ich liebte diese Brise, mit ihrer herben Kühle und ihrem Geruch nach frisch aufgeworfener Erde. Wie berauscht stand ich oft in seinem Strom, wanderte mit ihm und war erstaunt und fasziniert zugleich von seiner Fähigkeit, mein kindliches Gemüt zu berühren.

Was meine Mutter an jenem stürmischen Herbsttag beschlich, vermag ich heute nicht mehr mit Gewissheit zu sagen. Vielleicht lag es an den verregneten, teilweise undichten Fensterscheiben, durch die das Wasser tropfte – ein Seelenschmerz, den sie seit meiner Geburt in sich trug. Sich diesem zu entledigen, schien ihr in diesem Moment passend. Nicht nur, weil es mein Anrecht war, es irgendwann zu erfahren.

Sie erzählte mir von einem anderen Wind, der in einem für mich – aus kindlicher Sicht betrachtet – ach so fernen Land wehte. Sie sprach von ihm wie von einem guten Freund – einem Wind, der warm vom Meer über ihre Haut strich. Sie erzählte vom melodischen Schlagen der Ozeanwellen, berichtete von leicht bekleideten Menschen, die in strandnahen Tavernen saßen, und zeichnete mit ihren Worten ein Bild der endlosen Freiheit, die das Meer ihr vermittelte.

Und sie erzählte mir von meinem Vater, der in jenem fernen Land lebte, umhüllt von milden, warmen Winden ...

Auszug aus dem Buch: Das Land meines Vaters (Arbeitstitel)

Leseprobe:
Abschied - Porto im Jahre 1958, am Cais de Ribeira

João de Moura saß am Abend vor seiner ersten großen Reise auf den Treppen am Ufer des Douro, am Cais de Ribeira. Der Wind wehte angenehm mild vom Meer herauf, kühlte die drückende sommerliche Schwüle in den engen Gassen der Altstadt Portos auf ein erträgliches Maß ab und vermischte sich mit den so typischen Gerüchen südländischen Ambiente.
Verschwommen spiegelten sich die Lichter der Großstadt in der ruhigen Bewegung des Flusses wider; von irgendwo her vernahm man den vertrauten Klang einer Gitarre und dazu den sehnsuchtsvollen Gesang des Fado.
João liebte diese Momente der Entspannung am Rio Douro, doch gleichzeitig ahnte er, dass dieser heutige Abend auf lange Sicht sein Letzter sein würde.
Irgendwann würde er wiederkommen und den Geruch des Flusses inhalieren, ihn fühlen, ihn spüren – das stand ganz außer Zweifel. Nur der Tag, an dem das geschehen würde, schien endlos weit entfernt.
Der Fluss gab ihm, ebenso wie vielen seiner Freunde, die hier aufwuchsen und lebten, ein tiefes Gefühl heimatlicher Geborgenheit. Mit jedem Tag, der verstrich, offenbarte er sich ihnen mehr und mehr als vertrauter Freund - als ein wunderbarer und in seiner Vielfalt unerschöpflicher Spielkamerad, der auf seinen leisen grollenden Wellen, sie mit fremdländischen Geschichten zu verzaubern wusste. Auf seinem breiten, dahinfließenden Rücken reisten ihre Fantasien weit über die großen Meere dieser Welt, durchlebten sie so manches spannende Abenteuer, nur um am Ende doch wieder an diesem einzigartigen Ort zu stranden. Sie spürten und ertrugen seine vielfältigen Launen – manchmal trügerisch, doch auch sanft und leise im Umgang mit ihnen.
Sie vertrauten dem Fluss ihre kindliche Naivität an, und manchmal kam es vor, dass sie ihm ihr Leben schenkten, ihr Leben verwirkten, sich ihm hingaben – ohne eine Spur von Bitternis. Zurück blieben Tränen in der Stille der Einsamkeit, bis der Fluss sich ihnen wieder als treuer Freund offenbarte und ihnen das zurückgab, wonach sie sich sehnten: Geborgenheit und ein Stück Vertrauen.