
Kostenloses Leseabenteuer
Ich habe mich entschieden, die Bücher: »Gandenthal – Der neue Weidenreiter & Gandenthal – Die geheime Zusammenkunft« hier auf meiner Webseite zu veröffentlichen. Und das Ganze vollkommen kostenlos. Die Bücher sind ab 12 Jahren freigegeben. Ich wünsche allen spannende Unterhaltung und Freude beim Lesen!
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Gandenthal - Die geheime Zusammenkunft
Was bisher geschah ...
Unsere Geschichte beginnt in einem kleinen Dorf der Grafschaft Gandenthal.
William erhält von einem fahrenden Gaukler eine geheimnisvolle Schreibmappe – ein unscheinbarer Gegenstand, der sich schon bald als Schlüssel zu einer uralten Saga entpuppt.
Vom Oberfeldhüter Linus Nix erfährt William, dass dunkle Mächte das friedliche Land bedrohen – und dass seine Mappe Teil einer Geschichte ist, die längst vergessen schien.
Der Domänenhof wird von der »Wilden Horde« angegriffen. Nur mit Glück gelingt William die Flucht vor dem lodernden Flammenmeer. Im letzten Moment erscheinen die Weidenreiter – Hüter des alten Wissens – und retten mit fauchenden Weidensteinen, was noch zu retten ist.
Einige Bandenmitglieder werden gefangen genommen und in den Burgfried verbracht. Doch in der Nacht gelingt ihnen die Flucht – samt zweier roter Weidensteine, deren Macht unberechenbar ist.
Onkel Nicholas weiht William in ein streng gehütetes Geheimnis ein: eine unterirdische Bibliothek, die seit Generationen von den Weidenreitern bewacht wird.
Entschlossen machen sich William und seine neuen Gefährten auf den Weg in den Erlengrund – jenen düsteren Wald, in dem die »Wilde Horde« ihr Lager aufgeschlagen hat und Angst und Schrecken verbreitet.
Auf einer Lichtung treffen sie schließlich auf die Flüchtigen. Doch dann wendet sich das Blatt.
Unverhofft geraten die Weidenreiter selbst in höchste Gefahr …
Zitat
Nach diesem Tag glaube ich,
dass jeder Weg,
der jetzt oder in Zukunft vor uns liegt,
kein leichter sein wird.
Sei er auch noch so nah.
Lilian

Nacht über dem »Stillen See«
(Prolog)
Frühlingsanfang im Jahre 104, nach dem Zerfall der Alten Welt ...
Die strenge Kühle der Nacht zog schneidend durch sein Gesicht. Herrlich frisch roch der See, so betörend wie eine erblühende Rose, so rein wie ein sprudelnder Felsquell.
Behutsam steuerte der Mann das Kanu dicht an die Uferböschung heran und tauchte in die nächtlichen Schatten überhängender Bäume ein. Draußen über den Wassern herrschte eine elbische Stimmung. Scharf umrissen spiegelte sich die Sichel des Mondes auf der glatten, dunklen Oberfläche wider. Der See schien wie in Ehrfurcht erstarrt vor dieser eindrucksvollen, nächtlichen Kulisse.
Im Kanu vor ihm lag eine Frau schlafend unter einer Decke. Er lächelte. Sein Blick fiel auf ihr liebliches Gesicht. Wie sehr er diese Frau liebte, wie sehr er ihr verfallen war, dieses vermochten keine Worte dieser Welt zu beschreiben. In ihrer Gesellschaft fühlte er sich ausgeglichen, geborgen und mit Herz und Seele in sich ruhend. Nichts und niemand würde sie jemals wieder trennen können. Selbst für Graf Herdan würde jeder noch so kleinste Versuch, sich dieser Frau zu nähern, eine folgenschwere Konfrontation nach sich ziehen. Graf hin oder her, hier würde er sich mit allen Mitteln durchzusetzen wissen. Für einen Moment flammte in ihm so etwas wie ein dunkler Funke von Besessenheit auf und in seinem Inneren glühte es förmlich vor Eifersucht.
Rasch griff er mit einer Hand über Bord und benetzte sein Gesicht mit dem Wasser des Sees. Aber nur allmählich wich die Hitze aus seinem Körper.
Das Kanu glitt weiter durch die Nacht dahin. Der dichte Baumbewuchs am Ufer war jetzt steil aufragenden, schroffen Felsen gewichen, die sich eindrucksvoll in die Höhe erstreckten.
Die Frau bewegte sich im Schlaf. Ihre Augenlider zuckten im Takt ihrer Träume. Ein Lächeln umspielte sanft ihre Lippen.
Nein, niemand würde diese Frau ihm jemals wieder entreißen. Seine ganze Aufmerksamkeit ruhte auf den jetzt vor ihm liegenden Ereignissen. Er würde sich notgedrungen in Geduld üben müssen. Für ihn ein nicht leichtes Vorhaben, aber Herdan würde bald nur noch der Vergangenheit angehören. Sein persönlicher Todesengel war schon zu ihm unterwegs. Nichts würde jenen mehr aufhalten. Dafür hatte er seit Jahren gesorgt. Seine eigene Tochter würde ihn zur Strecke bringen. Was für ein teuflischer Plan!
»Du lächelst?« Der Mann zuckte bei den Worten der Frau zusammen. Er fühlte sich ertappt.
»Habe ich etwas gesagt, was dich geweckt hat?«, fragte er vorsichtig. Er war sich seines eigenen Verhaltens kaum bewusst gewesen. Die Stille hier auf dem See war irritierend.
»Denkst du an Lilian?«, fragte sie und setzte sich auf.
»Ja!« Er war erleichtert. »Mir waren Zweifel gekommen, ob es angemessen war, Lilian ziehen zu lassen. Ich frage mich jetzt, warum ich meiner Sache damals so sicher war?«
»Vermutlich, weil Dir Lilians Fähigkeiten und ihr Mut bestens vertraut sind. Außerdem wurde es Zeit für sie, ihrer Bestimmung zu folgen. Sie ist schon sechzehn Lenze alt.«
»Du hast recht, Loreena! Für einen Augenblick kamen mir Zweifel.«
»Mein Vince und ein Zweifler? Das sind ja völlig neue Töne.« Loreena stupste Vince mit dem Fuß an. Am liebsten hätte er sie jetzt geküsst, innig und lange. Aber er blieb sitzen, schloss die Augen und genoss ihre Nähe.
»Ist es noch weit?«, wollte Loreena wissen.
»Wir sind gleich da. Hinter der nächsten Biegung beginnt der Aufstieg ins Gebirge.«
»Und du vermagst dich an den geheimen Pfad zu erinnern?«
»Aber sicher, an jeden Stein!«
Bald darauf umfuhr das Kanu eine schmale Landzunge. Einige Paddelschläge später, lenkte Vince das Boot auf einen Sandstrand zu. Es knirschte unter den Planken. Er reichte Loreena die Hand und half ihr beim Aussteigen. Dann packte er die Ausrüstung zusammen: zwei Rucksäcke mit je einer Feldflasche und einem Stock. Er zog das Kanu über den nächtlichen Strand und versteckte es im Gebüsch. Sorgfältig verwischte er alle Spuren, die auf eine Landung hindeuten könnten. Dann liefen sie los ...