
Gegen jede Chance
Etwas hatte ihn geweckt. Das Geräusch von splitterndem Glas drang von unten aus der Küche herauf, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Augenblicklich war er hellwach. Seine Nackenhaare waren aufgestellt, jeder Muskel seines Körpers angespannt, zum Sprung bereit. Doch es blieb ruhig im Haus, nur das ständige Ticken von Williams Wecker durchdrang die Stille.
Auf leisen Pfoten sprang der kleine schwarz-weiße Kater aus dem Bett, schnupperte hier und da, wanderte zur Tür, die einen schmalen Spalt offenstand, und schlüpfte auf den Flur hinaus. Voller Neugier näherte sich Schlaumeier der Treppe, hielt inne und ließ sich auf den ersten Treppenabsatz nieder. Helles Sonnenlicht flutete durch die Küchenfenster. Alles sah wie immer aus, abgesehen von der zerbrochenen Fensterscheibe und dem Pfeil, der in dem Holz der Vitrine steckte. Lohmis kniete keuchend auf dem Fußboden und hielt sich ein blutgetränktes Tuch an seine Schläfe. Der Pfeil hatte ihn gestreift und eine klaffende Wunde hinterlassen. Unter Stöhnen versuchte er, sich an einem Stuhl hochzustemmen. Draußen vom Hof waren gedämpfte Stimmen zu hören, die unaufhaltsam näher kamen.
Schlaumeier wurde unruhig. Blutgeruch drang in seine empfindliche Nase und vermischte sich mit dem Angstschweiß von Lohmis. Die fremden Stimmen waren jetzt unmittelbar vor der Küchentür. Mit einem lauten Knall schwang sie auf. Andy betrat mit zwei Kumpanen die Küche.
Ansatzlos sprang Schlaui auf und stürzte wie ein Blitz die Treppe hinunter. Mit einem Satz fegte er über den verletzten Lohmis hinweg. Hüpfte auf die Tischplatte, nahm Andy ins Visier, stieß sich ab und zog ihm fauchend mit ausgefahrenen Krallen quer übers Gesicht. Ohne sich umzublicken, verschwand er durch die zerbrochene Fensterscheibe hinaus ins Freie.
»... du dämlicher Kater, komm her«, fluchte Andy und hielt sich erschrocken die blutende Wange. »Dich erwisch ich, verlass dich drauf«, rief er ihm nach, »und dann brate ich dich überm Feuer!«
Andy spuckte aus. Sein Speichel schmeckte blutig. Dann packte er Lohmis am Kragen und stellte ihn auf die Beine.
»Was ist los, Schließer! Was gibts da zu glotzen? Wie wär´s: Lust auf eine kleine Wanderung ...?«